Auch als die Bauern im Lehnswesen unter den Schutz von Kirche und Adel kamen, mussten sie sich doch gegen räuberische Überfälle und Verbrechen in Selbsthilfe behaupten. Echte Schützengesellschaften bestehen seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Von Flandern ausgehend, (Teile Frankreichs, Belgiens und der Niederlande) breitete sich das Schützenwesen im 14. und 15. Jahrhundert in Mitteleuropa aus und existiert seit diesem Zeitpunkt nachweislich auch im heute deutschsprachigen Raum. Über sonstige Aufgaben ist aus dieser Zeit nur sehr wenig bekannt, weil in Kriegszeiten Statuten und Namensverzeichnisse der Bruderschaften von Freund und Feind als Rekrutierungslisten verwendet wurden, verbrannte man restlos alle Unterlagen. Im 13. und 14. Jahrhundert blühte das Städtewesen auf und verbunden damit war der Aufstieg des Bürgertums. Es ist charakteristisch für diese Zeit, dass der ritterliche Nahkampf immer mehr an Bedeutung verlor und man zunehmend zu einem verstärkten Gebrauch von Schusswaffen überging. Die Städte lösten sich allmählich von ihren Stadtherren und steuerten ein kulturelles Eigenleben an. Das selbstbewusste Bürgertum stellte dabei den ritterlichen Turnieren ein eigenes Wettspiel, den Schieß-Wettkampf, zur Seite. Das Schützenfest war damit geboren. Man bezeichnete damals diese volkstümlichen Wettkämpfe auch als Turniere der Bürger oder des kleinen Mannes. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass es zwei Theorien gibt, die zu belegen vermögen, welche Motive zur Gründung der ersten Schützengesellschaften geführt haben. Gemeint sind Motivationen wie Schutz von Haus und Hof sowie Körperertüchtigung im Wettstreit. Die Schützengemeinschaften, die sich auf eine Tradition berufen können, erwuchsen aus echtem Bürgersinn und dem Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl. Die wehrhaften Männer schlossen sich im Mittelalter neben den Zünften zusammen, um in den Zeiten der Not ihre Städte und deren Bürger vor dem Untergang zu bewahren.
Die ursprüngliche Aufgabe der Schützentage war die Musterung der wehrfähigen Bürger, die vor den Toren der Stadt ihre Waffen überprüfen ließen und danach Proben ihrer Schiessfähigkeit ablegen mussten.
Ungefähr 1650, nachdem auch andere Gemeinden eines Kirchspiels Schützenbruderschaften hatten, wurden auch die ersten Feste gefeiert. Bei diesen Veranstaltungen, so war jedenfalls die Vorstellung, sollten alle Bürger eines Ortes zu einer friedlichen Feier zusammenkommen. Niemand sollte ausgeschlossen werden. In den ersten Satzungen dieser Zeit wird ausdrücklich erklärt, dass auch auswärtige Personen Mitglieder werden können. Das Schützenfest galt als Volksfest allgemein. Der Wunsch der Bevölkerung muss in den zwanziger Jahren des vergangenen 19. Jahrhunderts sehr groß gewesen sein. Die Menschen hatten offensichtlich durch die vielen Kriege und die Hungersnot einen Nachholbedarf. Ein Zeichen dafür ist die Tatsache, dass in dieser Zeit viele Schützenvereine gegründet wurden. Im Jahre 1842 erging von der Obrigkeit die Anordnung, dass die neuen Schützenvereine nicht länger als zwei Tage feiern durften, Sonntag und Montag, da sonst die Schützen zu lange von ihrer Arbeit abgehalten würden. Am Sonnabend durfte nicht gefeiert werden, um den Gläubigen den Kirchgang am Sonntag zu ermöglichen.
... zu den heutigen Sportschützen
Der Schützenverein Quickborn Renzel von 1928 e.V. hat knapp 400 Mitglieder und ist einer der größten Schützenvereine in Norddeutschland. Mehr als 1,6 Millionen Mitglieder bundesweit bilden eine große Gemeinschaft. Wir sind in der glücklichen Lage, stets freiwillige Helfer aufbieten zu können - für Wettkämpfe, Instandhaltung, Reparaturen, Veranstaltungen wie Schützenfest oder Westerntreffen.Das Ehrenamt, in vielen anderen Sportarten mittlerweile ein Reizwort, hat bei den Schützen einen hohen Stellenwert. Nur so ist es auch möglich, dass aktive Schützen immer die Möglichkeit haben, zu trainieren und Wettkämpfe auszutragen.
Neben den Leistungssportlern gibt es eine große Zahl an Mitgliedern, die das Sportschießen als reines Steckenpferd betreiben und nicht nach olympischem Gold streben. Sie besuchen in regelmäßigen Abständen das Schützenhaus, um die im Alltag strapazierten Nerven zu "überholen". Denn Sportschießen ist mehr als ein übliches Hobby, Sportschießen zwingt zur inneren Ruhe. Vom ersten Tag an werden neue Mitglieder von älteren und erfahrenen Schützen betreut. Besondere Talente fallen sofort auf. Viele Vereinsmitglieder sind bereit, den Nachwuchs intensiv zu schulen und zu trainieren.
Viele Schützenvereine haben Spitzenschützen hervorgebracht, die im internationalen Sport häufig auf dem Siegertreppchen stehen. Auch bei den Olympischen Spielen, Sommer- sowie Winterspiele, gehören die deutschen Sportler und Schützen zu den Besten, die im Finale um Gold, Silber oder Bronze kämpfen. Schützen aus dem Schützenverein Quickborn Renzel von 1928 e.V. haben bereits bei Welt- und Europameisterschaften führende Plätze belegt, das Gleiche gilt für Deutsche Meisterschaften, sowie Landesmeisterschaften.
Selbst bei den Spitzensportlern steht das rein materielle Denken nicht im Mittelpunkt. Der olympische Gedanke bedeutet den Schützen sehr viel - die erfolgreiche Teilnahme steht im Vordergrund. Die Erfolge sind auf die Einbindung der Sportler in ihre Vereine zurückzuführen und die Vereinsmitglieder sind es vornehmlich, die durch ihre Beiträge Spitzenleistung erst möglich machen.
Die Schützen verwenden in ihren Disziplinen Pistole, Armbrust, Gewehr und Bogen - Sportgeräte, die oft zu Unrecht ängstlich beäugt werden. Zur Verdeutlichung: sie alle haben mit den automatischen Verteidigungswaffen, wie sie von Polizei und Bundeswehr benutzt werden, nicht das Geringste gemein. Die "Waffen" des Schützen, um bei dem oft über strapazierten Klischeebegriff zu bleiben, werden nur zum sportlichen Wettkampf eingesetzt. Diese Sportgeräte sind - historisch gesehen - gleicher Herkunft, wie zum Beispiel Speer, Diskus, Säbel und Degen, die heute als Sportgeräte außerhalb jeglicher Diskussion stehen und können genau wie diese bei fahrlässiger Benutzung Schaden anrichten.
Die Sicherheit und der verantwortliche Umgang mit den Sportgeräten stehen bei den Schützen im Mittelpunkt des Denkens und Handelns. Zuerst wird neuen Mitgliedern durch ausgebildete Übungsleiter die richtige Handhabung der Pistole oder des Gewehrs beigebracht, bis sie die Regeln "im Schlaf", tatsächlich automatisch beherrschen. Absolut verboten ist es, selbst die ungeladene Waffe auf Menschen zu richten. Nach dem Schießen werden die Sportgeräte entladen und geöffnet abgelegt. Es gibt eine ganze Reihe von Sicherheitsregeln.
Das Ergebnis dieser Schulung ist offensichtlich: Unfälle auf Schießständen, die von Schützen verursacht werden, sind außerordentlich selten. Die Statistiken der Versicherungen sprechen eine deutliche Sprache, denn Sportunfälle von Schützen kommen so selten vor, dass sie noch nicht einmal in Promillebereichen ausgewiesen werden können.